Freitag, 9. März 2018

Bienen

Letztes Frühjahr fand einer der magischsten Momente hier auf Terra Selvatica statt. Ein ganzes Bienenvolk hielt Einzug in unserem eher achtlos dahingestellten Bienenhaus, das bei Marco einfach keinen Platz mehr hatte und so bei uns zwischengelagert wurde. Unversehens. Vom Himmel her. Fügung. Segnung. Und all die grossen Worte. Wir fühlten uns reich beschenkt und irgendwie besonders, da wir von den Bienen selber als neue Bienenwirte auserwählt wurden. Die Natur besonders unberührt, die Luft besonders rein, wir besonders edel. Oder so ähnlich.

Ich muss vorausschicken, dass mir das ganze Bienentreiben (trotz des Films "more than honey") ein Rätsel ist. Ja, sie bestäuben, ja sie bauen Waben, zwecks Fortpflanzung und Nahrung. Und ja, sie produzieren Honig. Eigentlich für sich selbst, nicht für uns. Vorrat für harte Zeiten. Und Propolis stellen sie auch irgendwie her, da der eigene Hygienestandard im Bienenstock enorm hoch ist. Tendenziell nehmen wir den Bienen zu viel weg - auch das habe ich verstanden.
Und schon Rudolf Steiner hat gesagt, dass wenn die Bienen aussterben, verlieren wir Menschen eine unserer Lebensgrundlagen. Weil ja schliesslich niemand bestäubt, befruchtet usw.

Aber eben, der/die aufmerksame Leser/In merkt - ich hab den Durchblick nicht. Tatsache ist, dass die Bienen seit letztem Frühjahr bei uns sind. Eifriges Treiben herrschte im und ums Bienenhaus. Schwer beladen flogen sie zurück in den Stock, so dass man aufpassen musste nicht in die Anflugschneise zu geraten, da auch mal gestochen wurde. Bei der grossen Hitze vergangenen Sommers haben sie ein Kühlungssystem erfunden, in dem ganz viele Bienen ausserhalb des Stocks an Ort und Stelle "flatterten", bzw. mit den Flügel schlugen, um Luft und Frische zu gewährleisten. Äußerst einfallsreich. Ach so oft stand ich vor dem Bienenstock -in sicherem Abstand- und bewunderte ihr Tun und Sein. 
Marco, der einen Imkerkurs belegte, hat das Wohlergehen der Bienen überwacht. Gegen Ende des Sommers war jedoch nicht ganz klar, ob sie denn wirklich gesund seien, "unsere" Bienen. Schliesslich war das Bienenhaus gar nicht darauf vorbereitet gewesen, ein Volk zu empfangen, vielleicht noch irgendwelche Krankheitserreger eingenistet im Holz... Wir wissen es nicht. Auf jeden Fall haben wir sicher gestellt, dass die Bienen genug zu essen haben über den Winter und ihnen zusätzlich Honig zugeführt. Doch oje - böse Überraschung als wir jetzt nachsehen - alle Bienen tot. Traurig. Zu kalt? Zu nass? Zu wenig zu essen? Kaum, denn aus den Waben trieft Honig. Den wir nun nehmen können. Ein letztes Geschenk.

Welche Kunstwerke. 
Welcher Fleiss.
Mit meiner Unkenntnis vermute ich, dass dies die Freestyle-Version eines Wabenbaus ist...

Mir gefällt's - und erst der Duft! Das ganze Haus ist erfüllt davon.


Jetzt gilt es allerdings den Honig aus den Waben zu extrahieren. Keine Zentrifuge zur Verfügung, doch die Salatschleuder tut es auch. In mühsamer Kleinarbeit können wir so knappe 2 Kilos Honig "gewinnen". Blumig ist er. Und das Butterbrot damit schmeckt doppelt herrlich!




Mittwoch, 17. Januar 2018

Haushalten (1) - Putzen und Wäsche

Haushalten. Haushalt. Haus halten. Welch interessante Begriffe! Ich merke, dass in meinem Sprachgebrauch (bis anhin) eine eher abschätzende, nicht würdigende Komponente mitschwang. "Nur" Haushalt. Haushaltsgerät versus Profi-Gerät - vor allem in der Küche. Minderwertig. Eine Haushälterin war eine bessere Putzfrau, nicht die, die mit weiser Voraussicht, klaren Ideen und rechnerischem Talent den Haushalt führt. Haushalten ist einfach, da braucht es keine Ausbildung, keine höheren Studien. Ist das überhaupt Arbeit? Immer noch minderwertig. Oder das alte Wort "Hausfrau"? Meine Mutter hat sich als Hausfrau bezeichnet. Der Wichtige war der Vater mit dem ausgewiesenen Beruf. Hausfrau zählte nicht so richtig. Sie war im Hintergrund tätig, stand im Schatten. Hat zugedient. Das war's.  Eigentlich schon fast kein selbständig denkender Mensch. Ja, klar - ich übertreibe. Doch ich bin bestürzt über meine inneren Bilder des Haushaltens oder der Hausfrau. Eben - minderwertig. Anhängsel. Kann nichts besseres. Beschränkt. Und ähnliche erniedrigende Begriffe. Das war meine Begriffswelt und die Prägung. 

Tempi passati - das Leben lehrt mich zum Glück etwas anderes. 

Dieses Jahr habe ich keine "Putzfrau", die mir hilft, die Gästezimmer zu pflegen und alles sauber zu halten. Keine Mirna, so hiess sie und hat eine Festanstellung gefunden, der ich die Putzerei delegieren kann. So packe ich mir Anticalcario, Pulivetro, WC-Ente und wie die Putzmittel auch alle heissen, statte mich mit sicher 10 Putzlappen und Trockentüchern pro Zimmer aus, und mache mich an die Arbeit. Oh, Staubsauger vergessen. Wieder runter in die Waschküche. - ah, und grad noch schauen, ob die Waschmaschine schon fertig gewaschen hat. Ja, hat sie - nasse Wäsche aufhängen oder in den Tumbler, schmutzige Wäsche rein. Und weiter geht's mit Putzen. Ooh, hier hat's noch ein Spinnennetz - und ich keinen Wedel - wieder runter in die Waschküche, geht im Gleichen grad noch die schmutzige Wäsche aus den Zimmern mitzunehmen, Staubwedel mit Verlängerung holen. Weiter geht's. Am Schluss fehlt dann noch der Wischmob und die Holzpolitur. Nach abermaligem Fitness-Treppenlaufen in die Waschküche, wo das Putzmaterial untergebracht ist und ich den nächsten Wäschehaufen bereit mache, kann ich das Zimmer endlich fertig putzen.  Nur noch die Betten beziehen und die frische Wäsche ins Badezimmer legen. Uff, geschafft! Noch ein paar Blümchen. Zwischenstopp in der Küche (weil sie auf dem Weg liegt), um zu sehen, ob die Bohnen im Ofen schon trocken sind. Blick auf die Küchenuhr. Was? 2 Stunden sind vergangen! 2 Stunden für ein Zimmer - da werde ich ja nie fertig…
Doch da hilft kein Kopfschütteln, Hadern oder Stampfen. Das nächste Zimmer ruft.  Die 2-stündige Erfahrung des ersten Zimmers wird berücksichtigt. Und tatsächlich mache ich schon ein paar Leerläufe weniger. Stolz.  Beim darauf folgenden noch besser - ein System wird erkennbar und die Arbeit geht schon fast von alleine. Und mehr noch - macht sogar Freude! Putzen? Freude? Was ist jetzt los mit mir? Eines ist klar, beim Putzen sieht man das Resultat sofort, auch der Wäsche-Berg wird immer kleiner. Und alles macht wieder "eine Gattung". Imminente Befriedigung. 
















Und das Allererstaunlichste ist, dass neben der eigentlichen Hauptaufgabe der  Zimmerreinigung so viel anderes auch noch erledigt wird. Die oben erwähnten Bohnen sind dafür ein gutes Beispiel, denn die müssen am Ende ihrer Trocknungszeit im Ofen ins grosse Einmachglas abgefüllt werden. Dasselbige ist jedoch nicht sauber. Also abwaschen. Trocknen. Abfüllen. Aufstellen. Sieht sogar als Dekoration gut aus. Und damit das Bohnenglas platziert werden kann, wird natürlich auch noch das Buffet geputzt... und überhaupt - da fehlt ein Blumenstrauss... den schneide ich grad vor der Haustür, einfach weil es in den Bewegungsablauf passt, weil es irgendwie aus dem Körper heraus entsteht. Die Haushalt-Zahnräder greifen ineinander, alles ist im Fluss. Es ist nichts anderes als ein grosses Energiefeld, in dem sich nacheinander und gleichzeitig (kein Widerspruch) sämtliche Partikelchen an ihren Platz fügen.

Ja, so betrachte ich einmal mehr die Dinge nicht nur auf der rein materiellen Ebene, sondern auch im Grossen Ganzen. Beim Putzen werden alte,  verbrauchte Energien aus den Zimmern gefegt, aus den Bettlaken gewaschen. Letzte Gedanken an die Gäste, die hier waren. Erinnerungen, Düfte, Abfall. Und Vorfreude auf die zukünftigen Gäste, die Terra Selvatica bereichern werden. Es wird neutraler, reiner Boden geschaffen, um immer wieder Neues willkommen zu heissen. Wohl-Fühlen. Auf jeder Ebene Reinheit, Klarheit und Ordnung. Es ist kaum in Worte zu fassen, doch dieses Vorbereiten für die, die kommen macht mich glücklich. Den Rahmen schaffen, die Energie setzen, das Willkommen feiern.

Immer wieder schweifen meine Gedanken in meine Kindheit, in der mir das Haushalten vorgelebt wurde. Und wie eingangs erwähnt - ich hab's verhöhnt. Ich wollte mit den Jungs auf die Bäume, hoch hinaus. Karriere, Chefetage, Erfolg. Kein Hausmütterchen. Und überhaupt diese Rollenaufteilung (oder Neudeutsch: Genderspezifikation) nein danke. Doch wo stehe ich jetzt? Ich lebe genau das:  Der Mann draussen auf dem Feld, mit dem Vieh, dem Traktor, der Motorsäge und ganz viel Tatkraft, die Frau drinnen am Herd, der Waschküche, mit Nadel und Faden, Bügeleisen und ganz viel weiser Voraussicht.

Unterdessen benötige ich pro Zimmer eine knappe Stunde, verspüre Vorfreude wenn es wieder darum geht alles für die Gäste herzurichten und Yin und Yang finden den Ausgleich im Aussen wie im Innen.




Donnerstag, 27. Juli 2017

Anhaftung

Mit diesem heissen Frühling und Sommer stehen die Chancen für einen exquisiten Wein recht gut. Die Trauben sind kräftig, die Reben voll behangen. Hoffnungen keimen, den Wein von vor 2 Jahren sowohl in Qualität als auch in Quantität zu übertreffen. Also wenden wir unserem Weinberg besondere Aufmerksamkeit zu. Immer wieder überprüfen, ob die Trauben auch genügend Sonne abbekommen. Aber auch nicht zu viel. Und vor allem Schutz vor dem potentiellen Hagel, der die Ernte gefährden könnte. Zweige ohne Trauben abschneiden oder kürzen, damit für die reifenden Trauben mehr Energie vorhanden ist. Aber eben - nicht zuviel. 
Wo lasse ich den Wildwuchs, wo nicht? Eine interessante Frage, mit der wir uns auf Terra Selvatica intensiv beschäftigen. Wo die Wildheit (selvatica)? Wo die Kultur? Beides nebeneinander. Wild und gezähmt. So steht es ja auch auf unserer Webseite..
Zurück zu den Reben: Mich fasziniert  wie sich die Zweige der Reben verhalten, bzw. festhalten. Will ich einen unproduktiven Zweig abschneiden, sehe ich mich einem Festhalte-Mechanismus gegenüber wie ich ihn noch selten gesehen habe. Da wird geschlungen, gewunden, geklammert. Ja nicht loslassen, ja festhalten. Überleben sichern.  Um jeden Preis, mit jeder Tücke. Man staune ob des Einfallsreichtums: 





Doch wenn die unproduktiven Zweige festhalten? An Unproduktivem, Nicht-Benötigtem. An dem, was nicht gut tut, Kraft und Energie nimmt. So überlege ich während der Arbeit, wo in meinem Leben ich denn noch festhalte. Wo kann ich Altes gehen lassen? Wo die Anhaftung, Anklammerung lösen? Wo Überlebensmechanismen mit LEBEN tauschen? Und  da und dort erkenne ich meine Anklammerungs - und nicht-Loslassstrategien. Meine Anhaftung an alte, nicht mehr gebrauchte Muster und Energien. Interessant. Die Natur als Spiegel zum eigenen Seelen- und Bewusstseinsprozess. Na dann, auf ein gutes Weinjahr!

Sonntag, 7. Mai 2017

Von der Erreichbarkeit und Touch ID

Ohne Smartphone ist das Leben kaum mehr vorstellbar - ein Muss. Auch für den Bauern, bzw. den Neubauern, die Neubäuerin.Schliesslich will man erreichbar sein. Für neue Gäste unter anderem. So mache ich mich morgens mit dem Smartphone in der Gesässtasche der Jeans oder der Jackentasche aus dem Haus.  Elektrosmog hin oder her. Um Olivenbäume zu schneiden, Rosen zu pflanzen, Rasen zu säen, Unkraut zu jäten und was halt alles so anfällt. Erreichbarkeit garantiert!
Schon bald wird es mir lästig, das kluge Phone, und es landet eingewickelt in der Jacke, dem Schal oder dem Pullover auf dem Boden, dem Mäuerchen, dem Tisch. Immerhin noch in der Nähe. Ergo hörbar. Ausser ich gehe weg, weil die Arbeit woanders ruft. Dann bleibt es liegen. Läutet oder nicht. Doch nicht erreichbar. Hm. Da muss ich an meiner Disziplin arbeiten. Mir angewöhnen, es zusammen mit Jacke oder Schal umzuziehen. Klappt ganz gut. Erreichbarkeit garantiert!
Von vorne: Jetzt ist es zwar immer in der Nähe, doch ist es eingestellt? Die Lautstärke des Klingeltons reguliert, so dass ich es auch hören kann wenn ich auf dem Baum bin oder der Rasenmäher lärmt? Daran habe ich nicht gedacht. Also immer noch nicht erreichbar… Ich weiss wie ich dem Abhilfeschaffe, schliesslich haben mich meine Kinder mit I-Phone-Basis-Wissen ausgestattet. So zücke ich also mein Smartphone und halte brav meinen Daumen zur Erkennung auf die dafür vorgesehene Taste. Der Bildschirm schüttelt sich, das Schlösschen oben in der Mitte zeigt mir, dass der Einlass in mein I-Phone verwehrt wird. Was soll denn das schon wieder? Ich bin doch willig, erreichbar zu sein oder zu werden. Abermaliger Versuch meines Daumens. Fingerabdruck. Erzittern des Bildschirms. Schlösschen. Wie gehabt. Beim dritten Versuch meines Daumens erscheint immerhin zitternderweise das Nummernfeld, so dass ich meinen (zum Glück in meinem Kopf gespeicherten) Code eingeben kann. Endlich entsperrt, und ich kann Lautstärke anpassen. Erreichbarkeit garantiert!
Und tatsächlich - das Telefon klingelt. Der Schreiner. Ich will abheben. Dafür muss ich ja am entsprechenden Ort über den Bildschirm wischen. Geht nicht. Schlösschen und so weiter. Der Schreiner gibt auf. Dann halt zurückrufen. Zum Entsperren Touch ID oder Code eingeben. Daumen auf Taste. Erzittern. Beim 3. Mal den Code. Geht. Mit dem Schreiner ist schnell alles geklärt. Was aber ist mit meinem klugen Phone? Erkennt es mich nicht mehr? Oder streikt es weil ich es eigentlich gar nicht bei mir haben möchte? Oder halt doch nicht so klug?
All das nicht. Nein. Meine Hände sind von der Gartenarbeit so rau und rissig geworden, dass der Fingerabdruck einfach nicht mehr stimmt. Digitale Identität verloren oder vorübergehend geändert.

Mittwoch, 26. April 2017

Panik im Hühnerstall

Fast seit Anfang an, sprich seit vier Jahren, haben wir Hühner. Zwecks Frühstückseiern. Vorwiegend. Als Neubauern wussten wir nicht so recht wie das mit dem Legen, Brüten und überhaupt dem Nachwuchs zu gelingen hatte. Ohne Hahn gar nicht. Das war klar. Doch darum kümmerte sich unser damaliges Haupthuhn, Gianna, in keinster Weise. Sie brütete einfach drauf los, so ungefähr 1 Monat lang, um danach die Aussichtslosigkeit einzusehen und wieder aufzuhören. 
Das war nichts desto trotz ein Zeichen, und wir machten uns auf die Suche nach einem Hahn. So Bibeli-Nachwuchs wär' doch 'was tolles. Den Hahn fanden wir, Hühner waren ja schon da, Eier wurden gelegt - doch niemand brütete. Keine Bibeli. Nicht mal ansatzweise.  

So ging die Diskussion mit Nachbarn, Bauernfreunden und vermeintlichen Hühner-Experten los. Brutkasten? Spezielle Bruthennen? Einen anderen Hahn? Gehege vergrössern oder verkleinern? Irgendwas? Wie so oft in Italien, gibt es so viele Meinungen wie Mitdiskutierende, und wir waren ratloser denn je. Und überhaupt war ja so viel anderes zu tun… Diskussion auf Eis. Entscheidung keine.

Unterdessen wurde der Hahn ersetzt, vom Nachbarn haben wir seit letztem Sommer Bruthennen, das Gehege blieb das gleiche, Enten als Nachbarn, der Frühling macht sich bemerkbar - und siehe da - Anfang März beginnt doch tatsächlich ein Huhn zu brüten. Sitzt in der Kiste und verlässt sie nicht mehr. Wir freuen uns. Endlich klappt's. 

Doch einmal mehr handeln wir unbedacht und unerfahren, denn wir lassen die Henne im gleichen Stall wie die anderen Hühner, im Hühnerstall eben (im Nachhinein wissen wir, dass dies ein "no go" ist). Mit dem Resultat, dass ca. nach 10 Tagen ein weiteres Huhn in der gleichen Kiste sitzt und ebenfalls beginnt zu brüten. In meinen Augen etwas eng das ganze. Die werden schon wissen was zu tun ist, sagen wir uns und lassen es geschehen. 
Jetzt ist es aber so, dass auch Bruthennen zwischendurch Nahrung aufnehmen und sich die Beine vertreten müssen. Ergo ist dann die Kiste unterbesetzt - und schwupp ein drittes Huhn drin, das ein Ei legen will. So werden's immer mehr Eier. Und ein Riesen-Gerangel, Geflatter, Gegacker um Plätze in der Kiste. Die beiden anderen Kisten, die sonst ebenfalls in Gebrauch sind, stehen leer. 
Einem Huhn ist das alles zu viel, und es sondert sich ab. Im Stall nebenan baut es sich ein eigenes Nest aus Stroh und beginnt dort zu brüten. Ganz in Ruhe. Für sich. Besagtes Huhn ist schlauer,  hat es doch eine Technik erfunden wie sie die halbgeschlossene Stalltüre überwinden kann. Das schafft sonst keine.  Ein wohl verdienter  Logenplatz. 

Genug vom Kampf um den Platz in der Brutkiste, entfernen wir dieselbe inklusive Eier und den beiden Bruthennen und stellen sie in den Stall des Logen-Huhns. Das hätten wir von Anfang an tun sollen, denn jetzt herrscht endlich Ruhe. Ausser bei uns. Denn unterdessen sitzt die eine Henne schon mehr als 3 Wochen (normale Brutzeit) und immer noch kein Bibi. Schon wieder 'was schief gegangen? Zweifel an unseren Hennen. An uns selber. Unwissen. Versagen. Dann stirbt noch die eine der beiden Kisten-Hennen, und unsere MIsere ist perfekt. Alles falsch gemacht.

Doch siehe da - nach mehr als 4 Wochen, genau am Ostersonntag, schlüpfen die beiden ersten Küken! All das hat es gebraucht. Scheinbar. Fast jeden Tag kommen neue Küken auf die Welt. Einige sterben. Wir installieren Heizlampe, kükengerechte Trinkgefässe und machen ganz viele Kontrollgänge um das Wasser stets sauber zu halten und den aktuellen Kükenbestand zu eruieren  Die Diskussion über den Brutkasten beginnt von neuem, da einfach zu viele Eier sind und die beiden Hühner das unmöglich schaffen können.  So wird endlich die Eierprobe gemacht, was wir schon längst hätten tun sollen, um zu überprüfen, wo überhaupt eine Chance auf Nachwuchs besteht. Dadurch reduziert sich der Eierbestand drastisch und das eine Huhn kann sich fortan auf die Aufzucht der Küken konzentrieren, während das andere weiter auf den Eiern brütet. Jobsharing nennt man das. So erblicken noch weitere 3 Küken das Licht der Welt, und auf 3 Eiern sitzt sie noch. Halleluja!


Fazit: Wenn wir das nächste Mal merken, dass eine unserer Hennen brütet, werden wir sie sofort von den anderen separieren. Wie sich das gehört. Damit sie ihre Ruhe hat und sich selbst regulieren kann. Und die unbefruchteten Eier werden wir frühzeitig eliminieren. Versprochen, das nächste Mal machen wir es besser. 

Dienstag, 25. April 2017

Unglaublich, wie die Zeit vergeht

Will ich diesen Artikel über die Panik im Hühnerstall schreiben - und merke voller Verblüffung, um nicht zu sagen Bestürzung, dass ich den letzten Beitrag im November, sprich  vor 5 Monaten, geschrieben habe. Wenn ich das nun aufs Jahr hochrechne, wären das fette 2, 4 Artikel pro Jahr - und mein Blog würde langsam aber sicher einschlafen. So war das nicht gedacht. Sondern, dass ich euch, liebe Freunde und Familie, des öfteren up-date über das andere Leben in Umbrien. Mit dem Wunsch, euch daran teilhaben zu lassen. Dass dieses "des öfteren" zu einem "fast nicht mehr" wurde, hat mit dem Faktor Zeit zu tun.

Einmal mehr wundere ich mich über die Zeit und ihre Tücken. Zuverlässig zählt sie 24 Stunden am Tag, doch für mich scheinen sie immer kürzer zu werden, diese Stunden. Oder haben sie keine 60 Minuten mehr? Ältere Leute sagen ja, dass mit dem Älter-Werden die Zeit schneller vergehe. Ist es jetzt soweit? Bin ich schon so alt? Von den gleichen älteren Leuten hörte ich dann, dass man mit zunehmendem Alter immer weniger Schlaf brauche. Kunststück, wenn sich die Zeit komprimiert, muss der Schlaf ebenfalls verkürzt werden, oder? Uff, geschafft, doch noch nicht soo alt - dies ist bei mir definitiv nicht der Fall. Im Gegenteil - man könnte meinen, je schneller die Zeit vergeht, desto mehr muss ich schlafen - als Gegenpol oder ausgleichendem Prinzip sozusagen. 

Wo geht sie denn hin, die Zeit? Da kommen mir die grauen Herren von Momo in den Sinn, die den Menschen die Zeit stehlen. Ob die bei mir am Werk sind? Oder hat sich meine Wahrnehmung der linearen Zeit dermassen geändert? Oder ist sie gar irrelevant geworden? Irgendwo in der Ewigkeit verschwunden. Der Ewigkeit des Augenblicks.

Samstag, 26. November 2016

Z'erscht machsch diis Züüg

Es ist wieder einmal die Zeit der Olivenernte. Ganz viele Helfer von nah und fern sind bei uns, um mit uns gemeinsam die wenigen Oliven dieses Jahres zu pflücken. Wie schon letztes Jahr, entsteht eine bunt gemischte Truppe, ein Sprachdurcheinander und reger Austausch.


Gerne wird am Abend gespielt - mit Bedacht darauf, dass alle mitspielen können. Unser Hauswürfelspiel "guerra e pace" bietet sich an, und die Regeln werden in 2 Sprachen erklärt. Esther fragt bei ihrer Freundin nach, wie denn jetzt das gemeint sei mit dem Angreifen beim Spiel, worauf Barbara antwortet: Z'erscht machsch diis Züüg und nachher gaht's wiiter. Oder so ähnlich. Hängen bleibt "z'erscht machsch diis Züüg". Und dies wird zum geflügelten Wort. Wenn man sich das mal genauer überlegt, liegt da eine tiefe Lebensweisheit dahinter, oder? Zuerst das erledigen, was es zu erledigen gilt. Zuerst etwas beenden, bevor etwas neues angefangen wird. Abschliessen. Der Sache auf den Grund gehen, nicht darüber hinweg. Bereinigen. Damit wir nicht ständig den ganzen Rattenschwanz unserer Vergangenheit mit uns herum schleppen und offen sind für neue, nächste Schritte. In diesem Sinne mach ich miis Züüg und wünsche euch viel Einsichten mit eurem Züüg!